VIER sind EINS 
Kultur- & Weinbotschafter 
Nahe
Der Rotenfels im Licht der untergehenden Sonne Bad Münster am Stein

Unsere Lieblingsplätze

Die Top 7 der Kultur- und Weinbotschafter Nahe

Die Kultur- und Weinbotschafter von der Nahe sind so vielfältig wie die Region, die sie vertreten. Sie alle haben ihre Vorlieben und Lieblingsplätze im Naheland. Gemeinsam haben sie diese in einem Buch zusammengestellt, das einen wunderbaren Überblick über die Region bietet.

Das Themenspektrum reicht von der Kirche von Georg-Weierbach an der Oberen Nahe bis zum Weißenfels im Soonwald. Vorgestellt werde einzelne Denkmäler wie die Stiftskirche St. Johannisberg, aber auch ganze Dörfer wie Sankt Katharinen, Persönlichkeiten wie der Gründer der Bad Kreuznacher Kur, Dr. Prieger, oder Touren wie jene über den Windesheimer Weinlehrpfad.
Behandelt werden Themen wie Geologie, Kultur und Nahewein, Baugeschichte, Kunstgeschichte – aber auch ganz persönliche Eindrücke beim Besuch der oft verborgenen oder wenig bekannten Ziele im Naheland. „Wer einen Ausflug oder eine Wanderung plant, sollte das Buch im Rucksack haben“, empfiehlt der Vorsitzende, Dr. Helmut Roos. „Schönheit und Vielfältigkeit der Naheregion liegt uns Kultur- und Weinbotschaftern von der Nahe sehr am Herzen.“

Haben Sie Interesse an einer Führung zu unseren Lieblingsplätzen? Kontaktieren Sie uns, wir vereinbaren gerne eine individuelle Führung durch unsere schöne Region


Lieblingsplätze der Kultur- und Weinbotschafter Nahe (2. Auflage)
164 Seiten, 17 Euro, Verlag Matthias Ess (ISBN 978-3-945676-50-9)

Die Traumschleife Hahnenbachtal

Was diese 9,4 Kilometer lange Erlebnistour auf insgesamt knapp 400 Höhenmetern an faszinierender Abwechslung zu bieten hat, ist einfach atemberaubend. Völlig zu Recht wurde sie vom Wandermagazin im Jahre 2012 zu Deutschlands schönstem Wanderweg gekürt.
Auf geht's: Gleich nach dem Start wartet schon das Schiefer(schau)bergwerk Herrenberg mit seinem spannenden Fossilienmuseum auf mich. Es führt in die Welt des mittelalterlichen Bergbaus, der hier sogar bis in die Römerzeit zurückverfolgt werden kann. Sodann erreiche ich die schön rekonstruierte Keltensiedlung Altburg und fühle mich dabei in die Welt meiner Urahnen zurück versetzt. Gelegentliche Grenzsteine am Wegesrand geben Zeugnis von früheren Herrschaften („GO“ – Großherzogtum Oldenburg oder auch „KP“ – Königreich Preußen). Immer entlang des verschlungenen Hahnenbachs auf schmalen Pfaden auf und ab gehend entdecke ich sowohl einsame Ruinen als auch herrliche Aussichtspunkte ins weite Land. Der Wassererlebnispfad mit seinen wildromantischen Querungen lässt mich die ganze Kraft der Natur hautnah spüren. Vorbei an einer ehemaligen Schleifmühle und der „Teufelsrutsche“ öffnet sich plötzlich vor mir die noch immer gewaltige Ruine der über 1000 Jahre alten Schmidtburg. Sie hat eine sehr wechselvolle Geschichte und ist heute frei zugänglich. Hier hatte sich auch der Räuberhauptmann Johannes Bückler (bekannt als Schinderhannes) im Jahre 1800 vor Kirner und Mainzer Gendarmen versteckt. Jährlich am Wochenende vor Pfingsten finden hier die Hunsrücker Archäologietage statt.
Von der Burg aus genieße ich die einmaligen Ausblicke in das „Tal der Jahrtausende“, wie das Hahnenbachtal in diesem Abschnitt auch genannt wird. Über den Forellenhof Reinhardsmühle geht es bergauf durch den Felsentunnel, einen ehemaligen Schiefertransportweg, wieder zurück zum Ausgangspunkt. Die Traumschleife hat ihrem Namen alle Ehre gemacht. Ich bin beglückt.
Jetzt fehlt nur noch ein junger, lebhafter trockener Riesling QbA-Wein von der Nahe mit harmonischer Säure und minimal dienender Restsüße, einladendem Duft nach zarten Kräutern (Minze), schmeckbarer Mineralität mit Zitrusnoten und nachhaltig spannendem Abgang.
Bester Ausgangs- und Endpunkt für die Wanderung ist der Parkplatz in Bundenbach, rund 14 Kilometer nordwestlich von Kirn. Und noch eine Anmerkung: Die Hahnenbachschleife ist auch schon mehrmals Bestandteil der Veranstaltung „24 Stunden von Rheinland-Pfalz“ gewesen. Hier gilt es, im Juni eines jeden Jahres an einem Tag in drei Schleifen (Tag, Dämmerung, Nacht) circa 75 Kilometer zu Fuß zu absolvieren. Ausgangspunkt ist das nahe gelegene Hennweiler. Man gibt bei diesem Marsch körperlich wirklich alles, und der Erlös ist für einen guten Zweck. Ein grandioses Erlebnis eigener Grenz-erfahrung!

 

Die Willigiskapelle

Von Bad Sobernheim aus ist die Willigiskapelle  gut zu erreichen über Wanderwege oder auch mit dem Fahrrad, der Weg führt über Monzingen nach Auen. Eine Kneipptretanlage, circa ein Kilometer hinter Auen an der Straße Richtung Daubach liegend, lädt als Zwischenstopp ein: Kneipptreten im gepflegten Tretbecken und ein Armbad im herrlich gebirgskalten Wasser, dazu tief und bewusst durchatmen in der klaren, würzigen Waldluft.
Erfrischt vom Kneippen lockt nun der kurze Weg entlang der Straße zu der am Waldesrand gelegenen, fast versteckten Willigiskapelle. Die Sonne meint es gut und erstrahlt wärmend das kleine vor mir liegende Kirchlein. Fast schutzbedürftig erscheint es mir und zieht nicht nur mich, sondern jeden Besucher sofort in seinen Bann. Neugierig betrachte ich die Kirche mit ihrer liebenswerten Ausstrahlung, laufe um das zierliche Gebäude herum. Meine Gedanken gehen dabei zum Mainzer Erzbischof und Erzkanzler Willigis. Er ließ sie circa 980 erbauen.
Die Willigiskapelle ist eine der ältesten Kirchen im Soonwald. Sie ermöglichte den Bewohnern den sonntäglichen Besuch des Gottesdienstes. Das Kirchlein, genannt „Geh in die Kirche“ oder „Getzbachkirche“, entwickelte sich als Mittelpunkt eines großen Seelsorgebereichs. Von weit her aus dem Soonwald kamen die Gläubigen. Später ließ Willigis weitere Kirchen erbauen, die Sementiskapelle in Seesbach und die älteste Kirche auf dem Disibodenberg. Diese Kirchen hatten die Aufgabe, die in der mittelalterlichen Zeit entstandenen Dörfer am Rande des Soonwaldes kirchlich zu betreuen. Willigis förderte mit seinem erfolgreichen Engagement seinen Machtbereich im Mainzer Erzbistum und erhielt als Dank Landschenkungen, wesentliche Besitz- und Gebietsrechte im Nahetal und Hunsrück.
Etwa im Jahre 1400 wurde die Kapelle vermutlich durch einen Brand zerstört. Der Chor wurde im gotischen Stil wieder neu errichtet. Durch eine weitere Zerstörung in den Kriegswirren des 17. Jahrhunderts verfiel das Kirchlein langsam, Steine wurden zum Aufbau von Wohnhäusern in der Umgebung geholt.
Die heutige Form der Kapelle verdanken wir dem Wiederaufbau im Jahre 1912. Damals bekam sie auch den Namen „Willigiskapelle“. Jetzt konnten wieder Gottesdienste stattfinden. Dank weiterer Instandsetzung Ende der 1970er Jahre erhielt man wertvolle Erkenntnisse aus der Frühgeschichte. Es wurde festgestellt, dass die Willigiskapelle auf römischen Fundamenten und keltischen Steinen steht.  
Und im Sonnenschein mit einem Gläschen Weißburgunder von der Lage „Am Römerstich“ gewachsen in Auen auf Sandstein und Tonschiefer, bewundere ich immer wieder gern diesen kleinen verborgenen Schatz.

 

Meisenheim am Glan

Am nördlichen Rand des Pfälzer Berglandes, aber dennoch zum Weinanbaugebiet Nahe gehörend, ist es ein wunderschönes Städtchen, das meiner Meinung nach viel zu wenig Bekanntheit genießt. Das kommt möglicherweise daher, weil es abseits der größeren Städte und Touristenrouten liegt.
In Meisenheim spürt man die Geschichte. Für mich hat es von allen Orten in der Naheregion die schönste Altstadt. Dazu kommt, dass Meisenheim in einer sehr schönen Landschaft eingebettet liegt. Da es von den Kriegsfolgen der letzten vier Jahrhunderte verschont blieb – was leider bei den anderen Städten im Naheland so nicht zutrifft – und es auch keine größeren Bausünden der neueren Zeit gibt, die das Stadtbild merklich beeinträchtigt haben, ist nicht nur die bekannte gotische Schlosskirche sehenswert. Sich durch die von mittelalterlichen Häusern und Höfen gesäumten Straßen und Gassen treiben zu lassen ist ein Genuss. Es wimmelt hier geradezu von historischen Bauten aus den letzten 700 Jahren. Alte Mauern, Fachwerk, romantische Eckchen. Ich kann daher in Meisenheim auch keinen Lieblingsort benennen: hier ist fast alles schön und beeindruckend.
Und doch ist es kein Freilichtmuseum. Der Ort ist ruhig und dennoch belebt. Ist in anderen Städten an der Nahe das Baumaterial oft aus rotem Sandstein, haben die Gebäude hier oft eine gelb-graue Färbung. Das mittelalterliche und frühneuzeitliche Flair der Stadtmauern und der Türme sowie der ruhig dahinfließende Glan vermitteln ein richtiges Urlaubsgefühl. Die Stadt liegt in einer herrlichen Landschaft. Es verwundert nicht, dass im 19. Jahrhundert die Landgrafen von Hessen-Homburg hier eine Sommerresidenz hatten. Vorher waren die Grafen von Veldenz und die Wittelsbacher von Pfalz-Zweibrücken hier präsent. Überall in der Pfalz wurden im Dreißigjährigen Krieg und im Pfälzer Erbfolgekrieg Städte und Burgen verwüstet. Meisenheim ist davon verschont geblieben.
Leider wurde dennoch das alte Schloss im Jahre 1734 durch Unachtsamkeit bis auf die Grundmauern abgebrannt. Aber es bleibt sehr viel zu entdecken in Meisenheim.
Natürlich würde ich einen erfrischenden Riesling aus der Gegend empfehlen.

 

Der Lemberg – Mein schönster Platz

Er ist ein Porphyr-Kegel vulkanischen Ursprungs wie der Rotenfels, der Heimberg und der Gangelsberg. Am Südhang befindet sich die Weinbergslage „Königsgarten“ auf einer Höhe von 280 bis 350 Metern über NN mit circa 25 Hektar­ Weinbergen. Die exponierte Lage in luftiger Höhe lässt rassige und gesunde Weißweine reifen. Jenseits der Weinberge erstreckt sich ein 240 Hektar großes Naturschutzgebiet, wo auf Grund des steinigen und trockenen Bodens Pflanzen mediterranen Ursprungs zu finden sind. Und während es in den Weinbergslagen entlang der Flüsse und Bäche morgens noch dampft und sich die Nebelschwaden langsam verziehen, haben die Weinbergslagen des Lembergs schon einige Stunden Sonnenlicht eingefangen.
Mein Lieblingsplatz? Es gibt viele, und die meisten sind auf dem Lemberg. Der „Feilbingerter Hausberg“ war Kultstätte der Römer und über Jahrhunderte Arbeitsstätte für viele Bewohner des Ortes; die einen in den Bergwerken und Steinbrüchen, die anderen in den Weinbergen am Südhang. 1981 wurde das Quecksilber-Bergwerk „Schmittenstollen“ begehbar gemacht und bietet den Besucherinnen und Besuchern einen Einblick in den Bergbau vergangener Jahrhunderte. Der Schmittenstollen ist das einzige Quecksilber-Bergwerk im westeuropäischen Raum, welches für Besucher freigegeben wurde.
Im Westen des Berges sind mehrere Steinbrüche in den Berg gegraben worden, wo nun interessante Biotope entstanden sind. Als Hinterlassenschaft des Bergbaus hat sich in einem der Steinbrüche der sogenannte „Silbersee“ gebildet. Man glaubt sich mitten in einer Karl May Kulisse: Winnetou und Old Shatterhand reiten gleich um die Ecke, und in den Felswänden sitzen die Bösewichte.

Touristisch attraktiv ist die Lemberghütte mit einem herrlichen Aussichtspunkt.
Die Sicht auf die ehemalige Weinbaudomäne Niederhausen und den Weinort Oberhausen ist brillant. Bei gutem Wetter sieht man weit nach Westen in den Bereich der oberen Nahe und nach Norden hin in den Soonwald.
Mein schönster Platz ist auf der Südostseite, wo sich die Zufahrtsstraßen von den Ortsteilen Feil und Bingert treffen. Dieser Ort bietet bei klarer Sicht eindrucksvolle Ausblicke nach Nord-Osten zum Rotenfels und darüber hinaus bis in den Taunus, in südöstlicher Richtung bis weit nach Rheinhessen hinein. Dann schweift der Blick weiter in den Süden übers Nordpfälzer Bergland und zum Donnersberg mit seinen gewaltigen Ausmaßen. Von der Südseite des Lembergs aus nimmt man das Tal der Alsenz mit seinen Seitenarmen wahr. Terrassenmauern und Ruinen von Weinbergshäuschen in den Seitenhängen zeugen von einer langen Weinbaukultur. Ende des 19. Jahrhunderts sind die meisten Weinberge der Reblaus zum Opfer gefallen. Es gibt nur noch wenige Winzer in den nordpfälzer Dörfern, jedoch mit imposanten Weinen.
Eine Flasche Riesling trocken – und da fällt mir nur ein: „Freude schöner Götterfunken ...“

 

Frühjahrsblüten auf dem kargen Boden des Rotenfels

Zur Sicherung ihres Bestandes steht der Rotenfels seit vielen Jahren unter Naturschutz.
Warum treibt es mich jedes Jahr und besonders im Frühjahr immer wieder dorthin? Es sind die Pulsatilla-Nester, die zauberhaften blaurot-­violetten Blüten der Kühchenschelle, die fröhlich und dem kalten Frühjahrswind trotzend ihre Gesichtchen der Sonne entgegen strecken. Die gelben Staubgefäße in der Blütenmitte locken die ersten hungrigen ­Bienen an. Zarte Härchen umhüllen die Stängel und schützen vor Kälte. Zum Wachstum genügt der magere Felsenboden des Rotenfels. Bis zu einem Meter können sich die Wurzeln dieser Blume in den Fels hinein graben, damit sie auch an trockenen Tagen genügend Wasser finden, obwohl die Kühchenschelle inzwischen gelernt hat, mit wenig Wasser auszukommen. Der Blütenform wegen benannt nach einer Kuhschelle, und, weil so klein, dann als Kühchenschelle bekannt. Zart, aber zäh und stark und ausdauernd ist diese selten gewordene Frühjahrsblume, und äußerst giftig noch dazu! Doch was ein Gift ist, kann in der richtigen Dosierung auch ein Heilmittel sein. „Die Dosis macht's, dass ein Ding ein Gift ist“, heißt es von unseren alten „Heilkundigen“. So ist die Pulsatilla eine der wichtigen Heilpflanzen der Homöopathie geworden.
Als eine ebenso schöne und mit ihrem Zitronengelb beeindruckende Pflanze des Frühjahrs leuchtet das Bergsteinkraut von den Hängen des Rotenfels. Die Südseite des Hanges kommt dem Lichthunger dieses Krautes entgegen. Wie die Pulsatilla kommt es mit wenig Boden aus. Silbrige Haare an den Stängeln schützen die Pflanze vor Austrocknung. Über und über gelbe Tupfer im Hang, eine Augenweide und für die Seele nach dem trüben Winter aufhellend dazu! Vielleicht lässt sich auch ein Kolibrischwärmer beobachten, wie er Nektar suchend in die ersten Frühjahrsblüten eintaucht.
Gelb, lila, was passt dazu? Die himmelblaue Farbe der filigranen Blüten des Blausternchens! Es versteckt sich gerne unter noch kahlen Sträuchern. Zusammen mit dem lilafarbenen gefingerten Lerchensporn erfreuen damit vier besondere und selten gewordene Pflanzen unser nach Blumen, Farben und Frühjahrsluft hungerndes Herz.
Kein Frühjahr versäume ich einen Besuch auf dem Rotenfels. Aber auch der Sommer mit seiner warmen Luft, den flimmernden Farben, dem Duft der rosafarbenen Blüten des Diptam, und auch der Herbst mit dem leuchtenden Orange-Rot des Herbstwaldes, der Eichen und Buchen und des für unsere Breiten seltenen französischen Ahorns – all dies lädt zum Staunen ein.

 

Liaison von kunst & kultur – Das steinskulpturenmuseum

Mit dem Steinskulpturenmuseum im Bad Kreuznacher Stadtteil Bad Münster am Stein-Ebernburg ist so ein Wurf gelungen, der ganz unterschiedliche Dimensionen von Kunst, Architektur und Landschaft auf subtile Art zu einem eindrücklichen Erlebnis vereint.
Etwas außerhalb der Ortschaft direkt auf einem sanften Bergsporn gegenüber der beindruckenden Felswand des Rotenfels liegt es, eingebettet in Wiesen, Äcker und alte Obstbaumbestände. Aus der leicht schrägen Geländetopographie ragt das Dach einer Fachwerkscheune aus einer niedrigen umlaufenden Betonmauer hervor. Kunst ist hier nicht eingesperrt, wie man es von anderen Museen kennt, sondern es verteilen sich überall auf dem Gelände Steinskulpturen ganz unterschiedlicher Art, die sich aufeinander oder auf die Landschaft beziehen, sodass ein lockeres Beziehungsgeflecht entsteht. Selbst die Umfassungsmauer ist mit Maueröffnungen versehen, die Einblicke in das Innere ermöglichen. Diese einladende Geste in Verbindung mit dem hohen künstlerischen Anspruch, die sich mir trotzdem auf ganz einfache unverfälschte Art vermittelt, begeistert mich immer wieder aufs Neue.  
Das international renommierte Bildhauerehepaar Anna Kubach-Wilmsen und Wolfgang Kubach haben sich hier an diesem besonderen Ort mit ihrem Atelier niedergelassen und konnten den weltbekannten japanischen Architekten Tadao Ando für dieses Projekt gewinnen; das Resultat ist eine in dieser Form einmalige Kombination aus Alt und Neu, denn Ando beschränkte sich nicht auf sein bevorzugtes Baumaterial – feinste Sichtbetonwände bei Sockel und Umfassungsmauern – sondern kontrastierte diese mit der Rekonstruktion einer historischen Fachwerkscheune von 1785. Indem er die Fachwerkkonstruktion an den Giebelseiten nicht mit Lehm ausfachte, sondern komplett verglaste, gelang eine weitere Abstraktion hin zu einer lichtdurchfluteten, fast entmaterialisierten Umhüllung der im Innern befindlichen Sammlung. Dort kann man sich auf verschiedenen Ebenen bewegen und wunderbare Blicke in die umgebende Landschaft genießen.
Der Stein steht im Mittelpunkt dieses Ortes, und es ist ja irgendwie kein Zufall, dass es sich hier um Bad Münster am Stein handelt – der Stein ist für die Künstler nicht länger Material der Form, sondern Stein ist Materie, in dem alle Vergangenheit geschichtet und zur Gegenwart wird. Was der Rotenfels uns als Naturkulisse vor Augen führt, wird hier auf künstlerische Weise verarbeitet und sinnlich wahrnehmbar – wir können den Stein ertasten, seine feinen Farbnuancen betrachten und nicht zuletzt bei bestimmten Objekten auch den Klang der Steine hören… es ist wie ein kleines Wunder: wie kann es sein, dass ein so „totes“ Material für uns hier so lebendig wird?
Darüber ließe sich lange sinnieren, am besten, Sie bringen sich eine Picknickdecke und ein paar Leckereien mit und nehmen sich die Zeit dafür. Ein vom Vulkangestein geprägter mineralischer Riesling vom gegenüberliegenden Rotenfels darf dabei natürlich nicht fehlen.

Die Steinkirche auf dem Bosenberg

Es heißt, dass bereits in der Vorzeit dort eine keltische Kultstätte gewesen sein soll. Seit Menschengedenken wurden hier oben schon Gottesdienste abgehalten. Die Menschen wollten Gott hier oben näher sein, um mit ihm zu sprechen. Der Platz gehört der evangelischen Kirchengemeinde Bosenheim. Früher wurden hier oben Kiefern in einer Kreuzformation angepflanzt, nach Osten hin ausgerichtet.
Inzwischen ist eine Steinkirche entstanden.  Zunächst gab es nur einen einfachen Altarstein, der aus der evangelischen Kirchengemeinde Pfaffen-Schwabenheim stammte. Dann wurde im Jahre 1991 das Künstlerehepaar Anna Maria Kubach-Wilmsen und Wolfgang Kubach aus Bad Münster am Stein-Ebernburg beauftragt, den Platz neu zu gestalten. Hier oben auf dem Plateau konnte sich das Künstler­ehepaar frei entfalten und den Ort nach seiner Vorstellung gestalten. Es ist ein einzigartiger Ort entstanden, aus einem grünblauen Serpentinstein, der in Österreich im Tauerntal gebrochen wurde.
Im weitesten Sinne ist diese Steingestaltung mit dem Grundriss einer Kirche vergleichbar. In den Eingangsstein der Steinkirche sind die Zehn Gebote als Leitfaden für das Leben geprägt, der zum Labyrinth des Lebens führt, ähnlich dem Labyrinth in der Kathedrale von Chartres. In dieses Labyrinth ist eine Mulde eingelassen, die auch als Taufstein dient.
Aus Erde wird man geschaffen, und zu Erde wird man wieder werden.
Kreisförmig sind zwölf Sitzsteine angelegt, die zum Verweilen einladen. Nicht von ungefähr ist die Zahl zwölf gewählt, ist sie in der biblischen Geschichte doch eine besondere Zahl (zwölf Jünger Jesu, zwölf Stämme Israels, zwölf Apostel). In der Mitte dieses Kreises liegt in die Erde eingelassen eine Steinbibel, die die Heilige Schrift versinnbildlichen soll. Eingebunden in den Kreis, mittig dem Labyrinth des Lebens gegenüber, wurde der Altarstein platziert, ein glatt geschliffener Stein, auf dem Gottes Gaben in Form von Brot und Wein gereicht werden können. Für ihn wurde ein besonderer Platz im Osten des Kreises ausgewählt, dem Ort des Sonnenaufgangs. So verleiht die Sonne dem Predigenden in den Morgenstunden ein besonderes Antlitz. Das Kreuz auf dem Altar wirkt dann wie eine besondere Erscheinung – Gott spricht mit uns.
Hier oben ist ein ganz besonderer Platz entstanden, der allen Menschen als Begegnungsstätte offen steht. In den Sommermonaten findet einmal im Monat ein Gottesdienst statt.